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Was passiert, wenn die ganze Welt plötzlich still steht, hätten wir uns noch vor wenigen Monaten weder ausmalen können noch wollen. In kürzester Zeit hat die Covid-19 Pandemie unser persönliches und berufliches Leben in einer drastischen Art und Weise verändert, die die meisten von uns anfänglich wohl kaum erwartet haben. Wie Sie haben auch wir die Ausbreitung des Coronavirus und der von ihm verursachten Krankheit in der ganzen Welt verfolgt, seit die ersten Fälle Ende Dezember 2019 in Wuhan aufgetreten sind. Erst nach und nach wurde das Ausmaß greifbarer.
Öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten sowie Veranstaltungen des sozialen Lebens wie Versammlungen, Konzerte, Kinos, Restaurants, Friseursalons und viele weitere Läden auf der ganzen Welt mussten geschlossen bleiben. Viele Landesgrenzen wurden abgeriegelt und die Reisetätigkeit stark eingeschränkt. Der normale Arbeitsalltag ist für viele Beschäftigte in weite Ferne gerückt.
“Social Distancing to flatten the curve“ ist von einem anfänglichen Buzzword zu einer regelmäßigen Praxis unseres Lebens geworden.
In vielerlei Hinsicht wird die Gesellschaft, wie wir sie kennen, nach Covid-19 vermutlich nie mehr dieselbe sein. Auf kurze Sicht wird dies für Unternehmen, die auf eine große Anzahl von Menschen angewiesen sind, enormen Schaden zufügen können. Ganz zu schweigen von dem Stress, der auf Eltern lastet, die ihre Kinder zu Hause unterrichten müssen, Menschen, die ältere Verwandte pflegen müssen und alle, die kein finanzielles Polster haben, um mit länger anhaltenden Einkommensschwankungen fertig zu werden. Umgekehrt werden wir eine Explosion neuer Dienstleistungen erleben, in einem Bereich der auch als "shut-in economy" bezeichnet wird.
Global denken und schnelle Lösungen entwickeln
Doch jede Krise bietet auch eine grüne Wiese für all diejenigen, die an neuen Lösungswegen und Technologien tüfteln und die in der Bedrohung eine Chance zur Entwicklung von Innovationen sehen. Beinahe kein Bereich der Wirtschaft ist unangetastet geblieben. In dieser seit vielen Wochen andauernden Ausnahmesituation sprudeln neue, kreative Ideen. Die globale Vernetzung ermöglicht es Menschen ortsunabhängig unter Hochdruck daran zu arbeiten, dass neuartige Technologien und Lösungen entstehen, um mehr Menschen auf das Virus zu testen, infizierte Patienten zu behandeln und möglicherweise zu heilen. Und um letztendlich die Ausbreitung des Virus und weiterer drohender Pandemien zu stoppen.
Wie können wir nach einer solch tiefgreifenden Disruption in dieser veränderten Welt leben?
Teil der Antwort müssen ohne Zweifel bessere Gesundheitssysteme sein, mit speziell ausgebildeten Pandemie-Einsatzkräften, die schnell handeln können, um Ausbrüche frühzeitig einzudämmen, bevor sie sich global verbreiten. Es müssen flexiblere Systeme geschaffen werden, bei denen die Produktion von medizinischem Equipment, Testkits und notwendigen Medikamenten im Ernstfall schnell hochgefahren werden können. Diese werden zu spät kommen, um Covid-19 zu stoppen, aber sie werden bei zukünftigen Pandemien helfen.
Wir möchten Ihnen einige innovative Projekte vorstellen, die aktuell in der Corona-Krise entwickelt wurden und bereits erfolgreich zum Einsatz kommen. Sie konnten bereits jetzt ihren Teil dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und allen helfenden Alltagshelden und erkrankten Menschen schnelle Hilfe leisten. Jede gute Idee hat das große Potenzial Neuinfizierungen zu verhindern und damit täglich Menschenleben zu retten.
Bildnachweis: Adam Niescioruk
Bosch - Covid-19 Schnelltest
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus ist Zeit einer der kritischen Faktoren. Vielerorts müssen getestete Patienten noch mit einer Wartezeit von 1-2 Tagen rechnen. In nur 6 Wochen konnte Bosch einen vollautomatisierten Schnelltest entwickeln, der nach 2,5 Stunden ein Ergebnis liefert, ob eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 vorliegt. Der molekulardiagnostische Test wird mithilfe des Analysegeräts Vivalytic von Bosch Healthcare Solutions ausgewertet und stellt eine enorme Unterstützung für medizinische Einrichtungen dar. Lange Transportwege und Wartezeiten entfallen, da eine zuverlässige und schnelle Diagnose direkt vor Ort der klinischen Behandlung möglich ist.
reflecta.network - Plattform für Changemaker
Das reflecta.network ist eine Vernetzungs-, Informations- und Professionalisierungs-Plattform für all diejenigen, die sich an die drängenden Fragen unserer Zeit wagen und aktiv an mehr Selbstreflektion in der Gesellschaft mitwirken möchten. Durch gezielte Vernetzung von “Changemakern”, Skillsharing und Wissensvermittlung können schneller eigene und gesellschaftliche Herausforderungen gelöst werden. Zudem werden Zivilgesellschaft, (Sozial)Wirtschaft, (Sozial)Unternehmen und Kommunen in einen fruchtbaren Austausch gebracht.
Brandaktuell bietet die Plattform auch Vernetzungs- und Austauschmöglichkeiten, um die Ausbreitung des Coronavirus weiter aufzuhalten. Das schnell wachsende Netzwerk begleitet innovative Lösungsansätze im Kampf gegen Covid-19, verbindet soziale Akteure miteinander und treibt so gesellschaftlichen Wandel systematisch voran. Unter der Prämisse der Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft, die miteinander lebt, wirtschaftet und dabei alle Beteiligten miteinschließt. In der ein fairer Umgang mit allen Lebewesen eine Selbstverständlichkeit ist und erkannt wurde, dass alle Lebensbereiche zusammengehören: das Ökosystem, das Wirtschaftssystem und unser soziales Gefüge.
Decathlon - Beatmungsmasken dank 3D Druckverfahren
Mehr als 500 Schnorchelmasken des französischen Sportartikel-Herstellers Decathlon konnten mit einem speziell entwickelten Verfahren mithilfe von 3D-Druck zu Beatmungsgeräten transformiert werden und befinden sich aktuell im Krankenhauseinsatz bei an Corona erkrankten Patienten in besonders stark betroffenen Regionen in Italien. Die Masken, die eigentlich an urlaubswütige Schnorchelfans verkauft werden und das Gesicht vollständig bedecken, wurden kurzerhand von der italienischen Firma Isinnova umfunktioniert. Dem Unternehmen wurde das CAD-Modell der Maske von der Sportmarke zur Verfügung gestellt, sodass die notwendigen Anpassungen schnell in der Praxis vorgenommen und eine zur Beatmung essenzielle Komponente, das sog. „Charlotte-Ventil“, hinzugefügt werden konnte. Dieses Ventil wurde im Schnellverfahren per 3D-Drucker gefertigt. Die Maske ersetzt in Zeiten der Krise bei einem Engpass die herkömmlichen Beatmungsmasken in der klinischen Praxis und rettet Menschenleben.
Deutsche Bundesregierung - Hackathon #WirvsVirus
Die Digitalisierung macht es uns in Zeiten des Social Distancing möglich, miteinander verbunden zu bleiben, bietet neue Chancen, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen und anhand von Daten wichtige Erkenntnisse zu analysieren, die unser Leben verbessern können. Unter dem Motto #WirvsVirus Ende März eine großer, digitaler Programmierwettbewerb statt, bei dem gemeinsam nach Lösungen gegen die Corona-Pandemie gesucht wurde. Über 23.000 Menschen wurden aktiv: Programmierer, Designer, Studenten und viele weitere sozial engagierte Bürger, die sich zwei Tage online austauschen und gemeinsam an der Entwicklung funktionierender Lösungen und erster Prototypen beschäftigen konnten. Aus den etwa 3.000 initialen “Challenges” im Zusammenhang mit Covid-19 wurden rund 1.500 Projekte mit ersten Lösungsansätzen erarbeitet, vorrangig für folgende Bereiche:
- Verbesserung des Managements von knappen Krankenhausressourcen
- Digitale Erfassung und Übermittlung von Neuinfektionen
- Verteilung von Lebensmitteln und Erntehilfe
- Psychische Gesundheit in Zeiten der sozialen Isolation
Die Bundesregierung prüft nun alle Projekte und wird diese zeitnah auf Youtube veröffentlichen, damit schnell und unbürokratisch an den Prototypen weitergearbeitet werden kann. Eine Jury aus Mitgliedern der Bundesregierung, der Zivilgesellschaft und der Tech-Community zeichnet zudem besonders herauszuhebende Projekte aus. Weitere Länder wollen dem deutschen Hackathon-Beispiel folgen.
#WirVersusVirus Hackathon der Bundesregierung
Beispiel Projekt: Ernte Erfolg
Selbstdiagnose Apps von Apple & Co.
Viele Menschen fragen sich derzeit, ob sie sich bereits mit dem Coronavirus infiziert haben. Durch die Überlastung der Gesundheitssysteme ist ein schneller Test vielerorts jedoch nicht möglich. Die jüngst von Apple gelaunchte COVID-19 App enthält nicht nur stetig aktualisierte Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen, die den Nutzer über das Coronavirus informieren, sondern verfügt zudem über ein Screening-Tool zur Selbstdiagnose, mit dem man testen kann, ob man verdächtige Symptome zeigt. Dabei werden eine Reihe verschiedener Fragen zum Gesundheitszustand, zu sozialen Kontakten und möglichen akuten Symptomen abgefragt, die dem Krankheitsbild entsprechen. Die App gibt anhand des Ergebnisses konkrete Verhaltensempfehlungen zu dem, was man anschließend für sich selbst und zum Schutze seines Umfelds tun sollte und ob ein Coronavirus-Test notwendig ist. Derzeit steht die App nur in den USA zur Verfügung, ein schlankes Screening Tool ist mittlerweile aber auch auf Deutsch auf der Website von Apple verfügbar.
Eine ähnliche Anwendung, die von der Berliner Charité angeboten wird und ebenfalls einen Fragebogen enthält ist die CovApp, Sie hilft die Notwendigkeit eines Arztbesuches und Tests einzuschätzen und gibt konkrete Handlungsempfehlungen, Ansprechpartner und Kontakte sowie eine Zusammenfassung der erfassten Daten aus dem Fragenkatalog.